Lemwerder (Heilig Geist) Katholische Kirche in Berne und Lemwerder

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Neugestaltung des Innenraumes

Nach den vom Konzil geforderten Änderungen und den sich daraus im Altairaum ergebenden Maßnahmen und nach der seitliche Abtrennung der Werktagskapelle bestand die Kirche aus einem weitgehend schmuck­losen. rechteckigen Hallenraum.

Anlässlich eines zufälligen Treffens mit dem akademischen Bildhauer und Kircliengestalter Friederich Press aus Dresden wurde dieser gebeten, seine Vorschläge zur Neugestaltung zu unterbreiten. Tagelang saß F. Press mit der Bibel und einer Konkor­danz in den hinteren Kirchenbän­ken und dachte über die Gestaltung von Wesenszügen „Heiligen Geis­tes“ nach.

Wie in verschiedenen Kirchen der DDR sah Friederich Press von vom herein immer die gesamte Gestal­tung des Raumes unter Berücksich­tigung der technischen Notwendigkeiten. Ein erstes Tref­fen mit dem Akustiker Hartmann verlief in einem guten gegenseiti­gen Verständnis. Zwei von Press übersandte Modelle kamen auf­grund der geringen statischen Re­serven der Kirchendecke nicht zur Verwirklichung. Das Dritte Modell, den Vorstellungen von Pfarrer Ge­org Ketz entsprechend wurde der Gemeinde vorgestellt und zur Verwirklichung angenommen.

Wesenszüge Heiligen Geistes ge­staltete Press mittels biblischer Bil­der aus den Büchern Genesis und Exodus sowie dem Neuen Testa­ment: Odem den Gott dem ersten Menschen einhaucht, Wind der die Wasser des Schilfmeeres wie Mau­ern stehen lässt und Israel einen si­cheren Durchzug vor den Ägyptern gewährt, Sturm mit dem der Tröster Pfingsten auf die Apostel kommt.

Die Wirkung dieser Elemente ist auch heute noch erfahrbar: In Israel wenn der Wind vom Mittelmeer durch Regen ein Aufblühen der Na­tur auslöst, neues Leben verheißt. Lebensnotwendige Luft für uns die wir erst bemerken wenn sie sich bewegt; als Wind Segel, symbolisch uns bewegt.

Gottes Heiliger Geist entströmt ei­ner Urquelle, quasi seinem Mund, dargestellt durch ein goldenes Loch in der Altarwand. Er umströmt als geistiger Wind die Gemeinde, darstellt durch seitlich angebrachte, den Wind symbolisierende Elemente. Um die Sprachverständlichkeit zu verbessern, sind die Oberflächen der Windelemente von Press mit den erforderlichen Akustik-Dämmplatten versehen. (Die hoch befriedi­genden Messergebnisse von Herrn Prof. Hartmann sind in der engli­schen Akustiker-Zeitschrift „App­lied Aeoustics“ dokumentiert).

Ergänzt werden die Wind/Geist-Symbole durch eine vor der Altar­wand befindliche Skulptur des verklärten, auferstandenen Jesus. Die nur angedeutete Dornenkrone und die Seitenwunde sind vergoldet, Zeichen für das überwundene Leid. In der Darstellung des entkörperlichten Auferstandenen wird die Wesens­gleichheit mit Gottes Heiligem Geist verdeutlicht.

Mitten im Ausgang steht ein mächtiges, rohes Kreuz. Die Begegnung mit dem Kreuz ist schmerzhaft, ein solches ist nie schön, es kommt zur Unzeit und ist - wie hier mitten im Hauptgang - immer im Weg. Den Altarraum ergänzend wurden spä­ter eine Tabernakelstele und ein Le­sepult nach Vorgaben von Press in Bronze gegossen. Der von Friederich Press gestaltete Innenraum lädt zum Nachdenken, zur Andacht ein. Nicht jeder ist in gleichem Maße dazu bereit, nicht al­len ist der verstandesmäßige Zu­gang gegeben. Mancher findet seinen Zugang vielmehr durch das Schöne in Farben und Formen, ein Dritter durch die Harmonie der Tö­ne. So wundert die bis heute beste­hende, unterschiedliche Haltung der Kirchenbesucher zur Kirchen­raumgestaltung nicht. Sie reicht von voller Zustimmung über schlich­te Hinnahme, bei manchen bis hin zur Ablehnung. Es ist in der Gemein­de wichtig, diese Unterschiede in Frieden miteinander zu leben.

ln jüngerer Zeit wurden unter Lei­tung von Pfarrer Steffen die Berei­che Taufe, Kommunion, und Buße in der Sakramentskapelle zusammengeführt. Die Madonnen-Skulptur wurde von ihm am klassischen Platz an der linken Seite der Kom­munionstufe angeordnet.

Turmbau und Turmsanierung

Die extreme Sparsamkeit der Bau­ausführung zeigte sich auch im Fehlen eines sicheren Turmauf­stiegs. Zwei lose angelegte Leitern mit einer Länge von je 12 Metern mussten für die jährlichen Glockeninspektionen erklettert werden, bei Reparaturen gar weitgehend einhän­dig mit Werkzeug. Dabei handelte es sich um Holzleitern, deren Zustand nach jahrelanger Einwirkung von Nässe, unberechenbar war. Die ehrenamtlich tätigen Inspekteure konnten sie nur mit weichen Knien erklimmen. (Erst Ende der 80er Jah­re wurden die Leitern durch einen Wendel-Aufstieg aus Gitterrost-Stufen ersetzt. Er erlaubt den gefahrlo­sen Aufstieg zur Reparatur der Glocken oder ihrer Antriebe).

Der Turm besitzt im Bereich des Geläutes großflächige Öffnungen die in den ersten Jahrzehnten einen frei­en Blick auf die Glocken und den fi­ligranen Glockenstuhl zuließen. Damit hatten jedoch auch Regen und Schnee freien Zutritt. Korrosi­on der metallischen Bauteile und ei­ne starke Durchnässung der gesamten Turmstruktur waren die Folge. In der im Turminneren ange­ordneten Taufkapelle fiel der Putz von den Wänden, so dass diese nicht mehr benutzt werden konnte. In den frühen 70er Jahren brachten der Einbau von Holzlamellen vor den Öffnungen im oberen Glockenturm und eine ständige vertikale Durchlüftung eine erste Besserung. An die ursprüngliche Nutzung der Taufkapelle ist unter den gegebe­nen Bedingungen seither jedoch nicht mehr zu denken.

Dem Turm droht der Abbruch!

Ende der 80er Jahre war der Turm durch einen schweren Bauschaden in seinem Bestand bedroht. Bei einem 30 Meter hohen Bauwerk ist eine zweischalige Bauweise durch eine vorgesetzte Klinker-Schale nicht möglich; die Belastung der unteren Verblender durch das Ge­wicht der darüber liegenden, 30 Meter hohen Schichten, wäre viel zu hoch. Das Mauerwerk und die verblendende Klinkerschale wer­den deshalb durch regelmäßig einge­baute Klinker-Köpfe (das sind senkrecht durch das Mauerwerk rei­chende, quer eingebaute Klinkerstei­ne), fest miteinander verbunden.

Zum genannten Zeitpunkt erkannte man plötzlich bis zu 12 Meter lange Ausbeulungen der äußeren Klinker­schicht. Eingedrungenes Wasser hat­te unter Frosteinwirkung die Klinkerschale vom Turm-Mauerwerk getrennt, die Köpfe waren in weiten Bereichen abgerissen.

Das eingeschaltete Architektenbüro schlug eine tragende Beton-innen­struktur vor. Die Kosten sollten sich auf über 1/2 Million DM belaufen. Vertreter des Bischöflich Münsterschen Offizialats forderten daraufhin den Abriss des Turmes. Erst als der Kirchenvorstand die­sem Vorschlag für sie unerwartet zustimmte, machten sie einen Rück­zieher, forderten die Entwicklung eines finanziell günstigeren Kon­zeptes und boten für ein solches ihre Unterstützung an.

Ehrenamtliche Fachleute der Gemeinde erarbeiteten einen Alternativen Vorschlag: Er sah vor, die abgerissenen Köpfe durch eine Viel­zahl von Zugankern zu ersetzen. Diese sollten die innere und äußere Schale zusammen ziehen. Zusätz­lich war vorgesehen, eine weitere 3. Klinkerschale als Witterungsschutz vorzusetzen, die in Geschoss­höhe auf Winkeleisen ruhen sollte die mit dem Mauerwerk verschraubt sind.

Dieser Vorschlag wurde mit Zustim­mung und unter Finanzierung des Bischöflichen Münsterschen Offizialats verwirklicht. Durch ihn blie­ben die Kosten der Turm-Sanierung bei einem Bruchteil der anfänglich befürchteten Werte.

Heizung und Lüftung

Für die in der zweiten Hälfte der 60er Jahre eingebaute Luftheizung waren gemauerte Luftleitungskanä­le unter der Betonsohle vorgesehen. Sie liefen vom Heizraum im Verbindungstrakt zum Pfarrhaus bis zum rückwärtigen Haupteingang der Kirche. Aufgrund unterschiedlicher Setzungen entstanden im Mauerwerk der Kanäle Risse. Bei dem häufig auftretenden hohen Stand des Oberflächenwassers waren sie so weit geflutet, dass im Restquerschnitt Gurgelgeräusche hörbar wurden. Die im Heizbetrieb über die Wasseroberflä­che strömende Warmluft nahm rela­tiv hohe Mengen an Feuchtigkeit auf und transportierte sie in die Kir­che. Dadurch trat Kondensation an den kalten Wänden auf, die zur Bil­dung von Schimmel führte.

An Stelle konsequenter Korrektur der Verhältnisse wurde unter Anweisung des Bischöflich Münsterischen Offizialats über viele Jahre versucht, die Kanäle ganzjährig trocken zu heizen und die Kirche gleichzeitig intensiv durch ein Ge­bläse zu lüften. Der Erfolg war mä­ßig, die anfallenden Heizkosten immens hoch. Mit steigenden Energiekosten reifte die Einsicht, dass ei­ne Änderung des Heizkonzeptes unvermeindlich war.

Nach Genehmigung und der Bereitschaft weitgehender Finanzierung durch die Bischöfliche Behörde wurde der Fußboden aufgenommen, der Untergrund thermisch isoliert und eine Warmwasser-Fußbodenheizung ein gebaut. Zusätzlich wurden zur schnellen Aufheizung Heizkörper im vorderen Kirchenbereich und Gebläsekonvektoren vor dem Wind­fang installiert. Alle Leitungen lie­gen seither so hoch, dass der Eintritt von Oberflächenwasser nicht möglich ist.

In jüngster Zeit musste der durch­ korrodierte Kessel durch einen Brennwertkessel ersetzt und ein leistungsfähiger Digitalregler eingebaut werden, der eine kurzfristige Aufheizung ausschließlich während der Zeiten der Gottesdienste, in der Kirche oder der Werktagskapelle, er­möglicht. Eine untere Grundtemperatur wird durch die Fußbodenheizung gehalten, welche die Vorteile der Brennwerttechnik voll nutzt.