Frühe Herausforderungen
Nachdem unter äußerster Anstrengung die notwendigsten Elemente des äußeren und inneren Kirchbaus geleistet waren zeigte sich bald, dass neben der Ausgestaltung des Geschaffenen, im Erhalt des Begonnen die Herausforderung der Zukunft liegen sollte.
Schon ein Jahrzehnt nach der Grundsteinlegung zeigten sich erhebliche Schäden im Fußbodenbereich der Kirche, die im Jahre 1969 eine Renovierung erforderlich machten. Aufgrund einer Unterschätzung der Gründungsproblematik in Lemwerder, einer früheren Treibsandinsel der Weser, war die Betonsohle der Kirche nicht wie die Außenmauern auf Pfählen, sondern in aufgeschüttetem Sand gegründet. Im Laufe der Jahre war dieser im weichen Lößboden der Marsch versunken. Als die schadhafte Betonsohle herausgebrochen werden musste, befand sich die Kirche wieder in einem rohbauähnlichen Zustand. Mit nur sehr begrenzt einsetzbaren Hilfsmitteln wurden Betonpfähle in den Grund getrieben. Darauf wurde die neue, strukturell ausgesteifte Betonsohle gelagert.
Parallel zur Erneuerung des Fußbodens wurde eine leistungsfähige Luftheizung eingebaut. Auf Empfehlung des Offizialats wurde damit die für eine wirtschaftliche Beheizung von Kirchen erfahrene Firma Mahr beauftragt. Die gemauerten Luftleitungskanäle wurden unter der neuen Betonsohle angeordnet. Aufgrund unterschiedlicher Setzungen kam es in der Folgezeit zu Rissen in den Kanälen, durch die das hoch stehende Oberflächenwasser eindrang. Wieder zeigte sich, dass sich anderen Ortes als geeignet erwiesene Lösungen, nicht auf die örtlichen Bodenverhältnisse in Lemwerder übertragen lassen. Die sich hier ergebenden Konsequenzen sollten die Gemeinde über Jahrzehnte verfolgen.
Ein von Anfang an bestehendes Dauerproblem waren die Sturmschäden des Pfannendachs weil es, anders als es der Architekt aus Südoldenburg vorhergesagt hatte, den Nordseewinden eben doch nicht standhielt. Die Dachflächen und vor allem die Überhänge hatten kein Unterdach. Der Wind konnte unter die Pfannen greifen. Nach jedem heftigen Wind war ein Ersatz der hoch beanspruchten, aber wenig widerstandsfähigen Pfannen erforderlich. Erst 1973 wurden diese Probleme beseitigt, indem eine Bretterschalung als Unterdach eingebaut und das Dach mit Pfannen hoher Qualität neu gedeckt wurde.
Veränderungen im Altarraum durch das II. Vatikanische Konzil
Die Erklärungen des II. Vatikanischen Konzils in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren Anlass zu Veränderungen des Innenraums. Nur zögerlich wurden diese Änderungen von der Gemeinde mitgetragen. Die Mehrzahl der Gemeindemitglieder war stolz auf das Geschaffene und wollte keine Veränderungen.
Die Konzilsväter hatten unter anderem empfohlen, den Tabernakel mit den gewandelten Hostien möglichst in einer Sakramentskapelle, zumindest aber abseits des Altares anzuordnen. Während der Messfeier sei das Geschehen auf dem Altartisch entscheidend, der Tabernakel dagegen ein Ort „das Brot von gestern“ aufzubewahren.
Auf dem Altartisch war nunmehr nicht nur der bisher vom Tabernakel belegte Platz frei, sondern auch der für die üblicherweise symmetrisch rechts und links von ihm angeordneten Kerzen und eventuell Blumen. Damit war der Altartisch eigentlich zu groß. Eine Änderung unterblieb nicht zuletzt aufgrund der Achtung vor der Verbundenheit mit den Spendern in den Jugendorganisationen.
Aus den Beschlüssen zur Liturgie des 11. Vatikanischen Konzils ergaben sich zwei weitere Änderungen: die Zulässigkeit der Volkssprache im Gottesdienst und die Orientierung des Priesters in der Hl. Messe hin zum Volk.
Die zunächst vorhandenen sechs hohen Kerzenleuchter hinter dem Altartisch und das Standkreuz befanden sich im Bewegungsbereich des zelebrierenden Priesters. Sie konnten deshalb hier nicht weiter verwendet weiden. Die vergoldeten Holz-Kerzenleuchter erwiesen sich für einen Platz seitlich des Altars als zu mächtig. Sie werden heute an den Fronleichnam-Altären verwandt. Das mit Bergkristallen verzierte frühere (Stand-) Kreuz fand als Wandkreuz an der Altarwand in der Werktagskapelle seinen Platz.
Auswirkungen der ersten Energiekrise
Die während der ersten Energiekrise 1975 eintretende Verteuerung der Brennstoffe machte deutlich, dass eine offene Werktagskapelle nicht mehr zeitgemäß war. Die Beheizung der gesamten Kirche zu Gottesdiensten an Werktagen war wirtschaftlich nicht vertretbar.
Um eine Abtrennung der Werktagskapelle zu erreichen, wurden die rechts bis an die Rundbögen reichenden Kirchenbänke gekürzt. Dadurch war ein beidseitiger Zugang zu den Kirchenbänken geschaffen. Der ausladende Beichtstuhl wurde durch einen Beichtraum unter dem Rundbogen links von der Sakristeitür ersetzt und der Ort der Marienverehrung in den Eingangsbereich der Werktagskapelle verlegt. Wie schon berichtet wurde das vormals hinter dem Altar stehende Kreuz als Wandkreuz an der Frontwand der neuen Kapelle angebracht. Der Kreuzweg wurde später ebenfalls in den intimeren Raum der Werktagskapelle verlegt. Durch Einbau von verglasten Rundbogen-Elementen war eine thermische Trennung der Kapelle von der Kirche gegeben. Eine Beheizung der Kirche war nunmehr nur an Sonn- und Feiertagen erforderlich.
Probleme der Sprachverständlichkeit
Von Anfang an gab es akustische Probleme. Erhebliche Flatter-Echos führten zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Sprachverständlichkeit. Der Versuch der Priester, lauter zu sprechen vergrößerte das Problem. Der übereilte Kauf einer Lautsprecheranlage führte nicht zu einer Besserung. Messungen von Professor Hartmann, Inhaber des Lehrstuhls für Akustik an der Hochschule für Technik in Bremen führten zu dem Ergebnis, dass die Sprachverständlichkeit nicht wesentlich verbessert werden könne, ohne das eine bestimmte Fläche vorgegebener. schalldämmender Materialien eingebracht werde. Eine solche war nur im Rahmen einer Neugestaltung des inneren Kirchenraumes möglich.