Lemwerder (Heilig Geist) Katholische Kirche in Berne und Lemwerder

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

Am 1. Advent 2016 feierten wir das 60 jährige Jubiläum der Mari­enkapelle in Berne. Wärend des Festgottesdienstes verlas Herr Manfred Grodd einen Brief des damaligen Seelsorgers Erzpriester Alfons Scholz. Dieser Seelsorgbe­richt gibt die damaligen Verhält­nisse so anschaulich wieder, dass wir ihn hier abdrucken.

Seelsorgbericht zum Bauvorhaben Beme/Wesermarsch

„Wer an der Schwelle des Alters ste­hend von Haus und Hof vertrieben wurde und heute als Greis mit ster­benden Hoffnungen in der Fremde sitzt, der ist am bedauernswertes­ten! “

Es waren meistens schlesische Bau­ern und ländliche Handwerker, die im Jahre 1946 als Vertriebene in Berne ausgeladen wurden. Ein Großteil von ihnen kam aus dem Ter­ritorium des einstigen Fürstentums Grottkau-Neiße-Jägemdorf dem die Breslauer Bischöfe seit Jahrhunder­ten den Titel Fürstbischof verdanken.

Diese Gebiete waren so gut wie ge­schlossen katholisch. Die Bevölke­rung war seit dem 13. Jahrhundert durch die Siedlungstätigkeit der Bi­schöfe deutsch.

Die Leute, an einen ganz von katho­lisch-deutschem Geist erfüllten hei­matlichen Raum gewöhnt, fänden sich in einer Umwelt wieder, die dem Namen nach evangelisch-lutherisch, weithin freigeistig- ungläubig genannt werden muß.
Berne ein Hauptort des alten Stedingen. vor den Toren Bremens, besitzt eine im Jahre 1236 erbaute große romanische Kirche, eine Votivkirche zum Gedächtnis der Kreuzfahrer, die bei Altenesch 1234 im Kampf gegen die aufsässigen Stedinger gefallen sind. In den Tagen der Reformation erlosch das ewige Licht in dieser altehrwürdigen Kirche. Und in den folgenden Jahrhunderten erlosch langsam aber sicher auch in den Herzen der Menschen dieser Land­schaft der Sinn für kirchliche Ge­meinschaft überhaupt. Erst seit einigen Jahren - wohl nicht zuletzt durch den Eifer der kath. Ostvertrie­benen geweckt - regt sich auch wie­der mehr Leben in der evgl. Gemeinde Berne, besonders bei der Jugend.

Die Menschen einer kath. Landschaft mussten es also erleben, dass ihr religiöses Verlangen belächelt, ihr sonntäglicher früher Kirchgang als unsinnig betrachtet wurde! Wenn das auch - Gott sei Dank — nicht überall der Fall war und im Laufe der Jahre immer mehr wohlwollendem Verständnis wich, so brachten diese Verhältnisse in den ersten Jahren viele Abfälle durch Eheschließungen mit Eingesessenen , vieles Absterben in Einzelseelen, die der Vereinsamung und dem heimlichen Widerspruch einer ganzen Umwelt nicht gewachsen waren. Erst zu spät konnte diese unglückselige Entwicklung, die besonders jungen katholischen Menschen den heimatlichen Glauben nahm, abgestoppt werden.

Wohl kam bald ein schlesischer Geistlicher, in der Person des Herrn Pfarrer Lindner, zu den Berner Vertriebenen. Herr Pfarrer Lindner war bejahrt, durch schwere Heimsuchungen gebrochen und bis zu seinem Fortgang aus Berne erbärmlich untergebracht. Den Keim zu seinem inzwischen erfolgten völligen gesundheitlichen Zusammenbruch hat er sich in dem Winter 1946/47 in Berne geholt.

Im Jahre 1948 übernahm der Unterzeichnete mit dem Städtchen Elsfleth auch den Großteil des Stedinger Landes mit Berne als Pfarrektorat Elsfleth. Damals waren die Gottesdienste in der Berner evgl. Kirche nicht selten von 220 - 250 Leuten besucht. Es konnte eine Jugendgruppe in einer alten Baracke Woche für Woche versammelt werden. Ein katholischer Lehrer befand ich unter den Berner Katholiken und übernahm den kath. Religionsunterricht am Ort.

Im Jahre 1950 gewann die kath. Gemeinde Berne durch das wohlwollende Entgegenkommen des derzeitigen evgl. Pfarrers zu Berne, Herrn Pastor Trenski, im evgl. Chorrektorhaus einen alten Klassenraum, den wir durch die Hilfe zahlreicher Wohltäter unter den Kartellbrüdern (KV) des derzeitigen kath. Seelsorgers. Erzpriester Scholz, zu einem schönen Heim ausgestalten konnten. Es hatte nur einen Mangel. Es war für die Sonn- und Feiertage zu klein. Trotz des Wegzuges einer größeren Zahl von Kirchgängern der ersten Verbannungsjahre kommen immer noch Sonntag für Sonntag 170 Personen zum Gottesdienst. Das Heim fasst ca. 70 Personen. Auch macht sich in Berne bemerkbar, was man überall in der Ver-triebenendiaspora beobachtet: Ohne eigene Opferstätte gehen viele, insbesondere junge Familien und jugendliche Einzelpersonen auf die Dauer uns verloren. — Dazu die finanzielle Last, die mit der Benutzung der Räume der evgl.-lutherischen Gemeinde Jahr für Jahr zutragen ist. Wir zahlen pro Jahr an die evgl.-lutherischen Gemeinde Berne 300,— DM Miete für den Heimraum, 300,—DM Beittrag zur Kirchenheizung und 120,—DM für den Kirchendiener der evgl.-lutherischen Gemeinde. Da das Offizialat in Vechta wegen akuten Geldmangels auch von den Vertriebenenge meinden verlangt, dass sie die Kultuskosten alleine auf bringen, würden wir demnach pro Jahr 720,—DM bei augenblicklich 420 Seelen unter 6000 Nicht-katholiken selbst aufbringen müssen.

Wir haben daher zunächst auf dem Siedlungsland der politischen Gemeinde Berne einen Bauplatz erworben in Größe von ca. 1000 qm. A uf diesem Platz soll nun eine kleine Seelsorgestation entstehen. Sie soll enthalten einen Kapellenraum mit Tabernakelaltar, ausreichend für die Wochentagsmessen. An diesem Raum anliegend ein Heimraum, der durch Öffnen von Schiebetüren am Sonntag mit dem Kapellenraum ein Raum wird, der ca. 170 Leute fasst. Ferner muß neben diesen beiden Räumen der Raum für die Heizung und eine Toilette mit Wasch-gelegenheit sein, da viele Kirch­gänger und unter ihnen viele betagte Leute weite Anmarschwege haben, manche bis zu einer Stunde! Im Dachgeschoß wird unsere Caritas­schwester, Klara Middendorf eine kleine Wohnung bekommen. Sie ist Vollkrankenschwester und pflegt unsere zahlreichen alten Leute, hilft aber auch der nichtkatholischen Bevölkerung. Außerdem versieht sie den Küsterdienst und leitet unsere kleine Caritasgruppe. Dann muß unterm Dach noch Unterkommen ein älteres Ehepaar als Hauswart, weil die Schwester öfters halbe Tage abwesend ist. Und schließlich könnte auch noch eine kleine Stube für den hier den katholischen Unterricht erteilenden Junglehrer entstehen. Dann hätten wir alles unter einem Dach.

Wir wären völlig unabhängig. Alte und junge hätten einen Mittelpunkt des Opfers, des Gebetes, der geis­tigen Schulung und - was in der Diaspora der Ostvertriebenen zur Seelsorge unbedingt gehört — einen geselligen Mittelpunkt.

Die Kosten für das Bauvorhaben belaufen sich voraussichtlich auf 48000,—DM. Der Bauplatz wurde bereits wiederum, vor allem durch Spenden zahlreicher Mitglieder des kath. Studentenverbandes KV bar bezahlt. Wir haben noch in der Baukasse 2000.— DM. Wir brauchen von euch also 46 000,—DM! Wir bitten Euch nicht zu lange zu zaudern. Wir müssen nämlich, wenn nicht gebaut wird, den Platz der politischen Gemeinde Berne wieder zur Verfügung stellen. Wir würden nur den Kaufpreis selbst zurück­bekommen und hätten alle Unkosten und Abgaben für den Platz in Höhe von 600, —DM umsonst ausgegeben.

Wir können nicht länger warten, weit uns mehr und mehr die jungen entgleiten und die Alten je länger desto weniger bis zu einem Taber­nakel gelangen können. Für sehr viele von ihnen beträgt der Weg zur Elsflether kath. Kirche ca. 9 km.

Helft uns, dass wir noch in diesem Jahr vor Weihnachten in unser Heim einziehen können. Bedenkt, dass infolge der Lage am Baumarkt die Baukosten von Monat zu Monat steigen müssen. Daß wir tausende von Mark verlieren, wenn wir nicht bald anfangen! Der Architekt Sunder-Plaßmann, Cloppenburg, hat die Pläne fertig. Kreisbauamt und politische Gemeinde sind bereit, unsere Sache zu fördern.
Darum doppelt hilft, wer schnell hilft!

Im Namen der kath. Ostvertriebenen-gemeinde Berne , Kreis Wesermarsch

Alfons Scholz, Erzpriester